Wir leben in einer dynamischen, immer stärker verbundenen und damit komplexeren Welt.
Die Beschleunigung, Intensivierung und gesteigerte Anforderungen sind ein Resultat der Entwicklungen in den letzten 200 Jahren. Unser Gehirn wurde jedoch in einer Zeit geformt, wo all diese Themen noch nicht relevant waren.
Intensive Forschung rund um den spannenden Themenkomplex „Wie funktioniert unser Gehirn“ hat eindrucksvoll gezeigt, dass:
Diese Prozesse laufen unbewusst ab, daher bemerken wir sie nicht automatisch!
Unser Gehirn ist ein beeindruckendes Organ - und wohl der entscheidende Grund, dass wir uns als Menschen evolutionär behaupten konnten.
Eine wesentliche Eigenschaft unseres Gehirns ist die Art und Weise sowie die Effizienz bei der Informationsverarbeitung.
Nobelpreisträger Daniel Kahneman beschrieb die Funktionsweise des menschlichen Gehirns als Zusammenspiel zweier Denksysteme - System 1 und System 2.
Kahneman bezeichnet das unbewusste, schnelle, automatische und intuitive Funktionieren unseres Gehirns als "System 1". Es basiert auf Heuristiken, die wiederum auf Erfahrungen sowie daraus gebildete Denkmuster zurückgehen.
System 1 arbeitet extrem effizient, indem es externe Informationen filtert, mit gespeicherten Mustern abgleicht und Handlungen ableitet. Dieser Autopilot nimmt uns mehr als 90% unserer Entscheidungen ab, ohne dass wir es bemerken.
System 1 hat sich evolutionär gut bewährt, da es schnelle Reaktionen ermöglicht und daher für das Überleben unserer Spezies in gefährlichen Situationen zentral war. Wir bemerken es an unserer schnellen Reaktion in Gefahrensituationen (etwa im Straßenverkehr).
Es funktioniert fehlerfrei, wenn die Muster zum jeweiligen Kontext passen - dies ist in der Regel nur bei geringer Komplexität der Fall.
Komplexe Fragestellungen brauchen einen anderen Zugang. Unser Gehirn kann zu diesem Zweck auch logisch, langsam und analytisch arbeiten ("System 2" laut Kahneman). Wir tendieren dazu, uns stark mit diesem Teil unseres Denkens zu identifizieren (daher - der Ratio). Die Forschung hat jedoch bewiesen, dass wir dieses System 2 wesentlich seltener bewusst aktivieren, da es viel Energie kostet und schnell ermüdet.
Daniel Kahneman betont, dass unsere Entscheidungen, unser Zusammenspiel mit anderen Menschen und unser Verhalten ganz wesentlich vom Zusammenspiel der beiden Systeme geprägt ist. Gleichzeitig betont er, dass es sich um eine Metapher handelt. Die tatsächliche Wirkungsweise unseres Gehirns ist wesentlich komplexer.
System 1 und System 2 sind als Konzept sehr gut verwendbar, um das Vorhandensein von Unconscious Biases zu erklären - unser Autopilot fährt manchmal falsch.
Unter einer Heuristik versteht man die Fähigkeit mit begrenztem Wissen und / oder wenig Zeit zu praktikablen Lösungen bzw. brauchbaren Aussagen zu kommen.
Die Qualität der getroffenen Schlussfolgerungen lässt sich durch den Vergleich mit einer optimalen Lösung feststellen.
In Abgrenzung zur Heuristik stellt ein Algorithmus eine systematische, logische Regel oder Vorgehensweise zur Lösung eines spezifischen Problems dar. In der Regel steht dafür mehr Zeit zur Verfügung.
Wie in der Definition von Unconscious Biases behandelt, liegen wir manchmal systematisch falsch. Warum?
Im Wesentlichen wenden wir ein bestehendes Muster an, das im konkreten Kontext nicht passend ist. System 1 ist von der Richtigkeit gleichsam überzeugt, System 2 schaltet sich nicht ein.
Die Konsequenz: unsere Beurteilung, Entscheidung oder Handlung führt zu einem der Situation unpassenden Ergebnis - für uns selbst, andere Menschen oder Organisationen. Dies kann auch entgegen der im System 2 bewussten Überzeugungen oder Werte geschehen, daher auch entgegen einer eigentlichen Intention.
Durch die unbewusste Natur des System 1 unterschätzen die Menschen tendenziell dessen Umfang und den Effekt, entsprechend auch die Auswirkungen von Biases auf sie selbst oder ihr Umfeld.
Ein zweiter zentraler Punkt - Unconscious Biases basieren immer auf individuellen Mustern. Jede Person weist eine Vielzahl von Biases auf, die Ausprägung und das Zusammenspiel sind einzigartig.
Deshalb müssen auch Maßnahmen gegen Unconscious Biases immer individuell sein - "one size fits all" funktioniert nicht!
Daher - unser Autopilot führt uns größtenteils fehlerfrei durchs Leben, uns muss jedoch folgendes bewusst sein:
System 1:
System 2:
Es wurden etwa 200 verschiedene Biases identifiziert, die unser tägliches Handeln beeinflussen.
Ihr Effekt wird weiter zunehmend - die immensen Ansprüche in Teams und an Führungskräfte wirken verstärkend.
Die ständig wachsende Informationsflut, Zeitdruck, größere Unsicherheit und Multitasking verstärkt dieses Phänomen massiv.
Unser Gehirn reagiert in Stresssituationen so, dass automatische Muster dominanter werden. Dies bedeutet, dass externe Stimuli mit den vorhandenen Mustern beantwortet werden. Das Gehirn greift auf verfügbare, abgespeicherte Heuristiken zurück - System 1 übernimmt weitgehend das Steuer.
In der Evolution hat sich dieses Verhalten bewährt - in heutigen Situationen von Stress, Krisen oder beruflicher Überforderung bedeutet die verengte Denkweise das konkrete Risiko mehr Fehlentscheidungen zu treffen.
Insbesondere in den heutigen Arbeitswelten hat die Komplexität und Geschwindigkeit stark zugenommen - System 2 als unsere spezielle Kapazität wäre hier gefragt.
Unconscious Biases werden immer relevanter werden und in allen fünf Wirkungsbereiche Effekte bewirken. Sie werden sich im persönlichen Bereich zeigen, sie werden in Unternehmen negative Folgen auslösen.
Was lässt sich effektiv gegen sie tun?
Das Thema unbewusster Denkmuster und deren Verzerrung basiert auf verschiedensten Wissenschaften, insbesondere der Gehirnforschung, der Psychologie sowie der Verhaltensökonomie.
In den letzten Jahren ist der Trend verstärkt bemerkbar, den Begriff "Neuro" zur Vermarktung verschiedenster Leistungen zu verwenden. Bei genauerem Hinblicken verstecken sich darin oft längst überholte Theorien, die dennoch unter dem Etikett "neuester Stand der Wissenschaft" beworben werden.
Im online Format "Populäre Irrtümer über das Gehirn" wurden einige dieser populären Mythen und Marketing-Claims analysiert und richtiggestellt - kontaktieren Sie mich gerne bei Interesse an den verwendeten Inhalten!
Biases wirken unbewusst und aufgrund verschiedener, individueller Muster in vielfältigster Weise.
Es braucht daher ebenso umfangreiche Maßnahmen, um ihre negativen Wirkungen zu vermindern.
Wir können grundsätzlich wieder bei System 1 und System 2 ansetzen und folgende Ziele definieren:
Der erste, wesentliche Schritt besteht darin ein größeres Bewusstsein für Denkfehler und Biases zu entwickeln.
Bewusstsein und Klarheit für Selbstkontrolle und -steuerung
Auf der persönlichen Ebene betreffen uns die vor allem Themen Wahrnehmung (d.h. was ist meine Realität), Beurteilung und Entscheidungen. Wir haben alle die Wahl uns mit unseren höchstpersönlichen Prägungen, Denkmustern und Vorurteilen auseinander zu setzen, somit mit den Grundlagen unserer Biases. Je mehr Bewusstsein und Klarheit wir aufbauen, desto mehr übernehmen wir Selbstkontrolle und -steuerung sowie Verantwortung für uns selbst - nicht zuletzt lautet einer der wichtigsten Grundsätze der griechischen Antike "Erkenne dich selbst!".
Auf der Ebene von Organisationen und Unternehmen spielen verschiedenste Individuen zusammen, die Interaktion ist ganz wesentlich. Vordefinierte Lösungen funktionieren hier nicht, es braucht eine tiefgehende Auseinandersetzung mit Strukturen, verankerten Biases und Prioritäten. Unternehmen können sich von anderen unterscheiden, indem sie genau diese Faktoren gezielt verbessern - hier besteht in vielen Organisationen großes Potential!
De-Biasing ist ein umfangreiches & innovatives Konzept, um Biases auf verschiedensten Ebene zu begegnen. Es basiert darauf, dass Veränderungen von Mustern und Verhalten ein Prozess sind - kein punktuelles Ereignis, dass durch Unconscious Bias Trainings manchmal vermittelt wird.
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