Wir sind gerade in einem Jahreszeitenwechsel.
Wir befinden uns aber in einer noch stärkeren Periode der Jobwechsel – viele Menschen verändern sich beruflich, auch in Führungspositionen.
Gerade die erste Führungsrolle kann ein großer Sprung sein – vom Mitarbeiter zur Führungskraft, von der Kollegin zur Chefin.
Was ist wichtig, um diesen Schritt gut zu meistern?
Vielleicht haben Sie lange auf eine Beförderung gewartet und sie jetzt endlich bekommen. Vielleicht steigen Sie in ein neues Unternehmen ein, das Ihnen die Chance gibt für ein Team verantwortlich zu sein.
Das macht einerseits stolz, andererseits fehlt noch die Sicherheit andere zu führen und die verschiedenen Erwartungen erfüllen zu können.
In Gesprächen mit Nachwuchsführungskräften kommen bei mir rasch Erinnerungen an die eigene erste Führungsrolle auf. Ich hatte das Privileg bereits nach einem Jahr Personalverantwortung zu bekommen…und war darauf nicht vorbereitet.
Was hätte ich mir selbst über 20 Jahre später empfohlen?
Ich halte einige Punkte für wesentlich, um in der ersten Führungsrolle gut Fuß zu fassen.
Die erste Führungsaufgabe bekommen zu haben, bedeutet mit eigenen Kompetenzen überzeugt zu haben – aber mit welchen genau? Unsere Wahrnehmung lässt uns glauben diese genau zu kennen und somit diese Frage leicht beantworten zu können. Leider ist sie in der Regel verzerrt (hier mehr zu Unconscious Biases), wodurch eine fehlerhafte Einschätzung entstehen kann.
Ich habe sehr positive Erfahrungen damit gemacht, diese Frage direkt zu stellen – an die Personen, die entschieden haben. Dies erlaubt nicht nur die Einschätzung wichtiger Kompetenzen durch andere zu erhalten, sondern ebenso deren Erwartungen.
Speziell in den ersten Wochen werden wir an diesen Erwartungen gemessen, es ist von Vorteil diese offen zu besprechen.
Eine Beförderung aus einer spezialisierten Rolle heraus bedeutet einerseits Anerkennung einen guten Job gemacht zu haben. Es bedeutet aber andererseits, dass die bisherigen Kompetenzen allein nicht zum Erfolg in der Führungsfunktion führen werden – es sind andere Fähigkeiten gefragt. Dies gilt auch im Falle eines Wechsels aus einem anderen Unternehmen in den neuen Job – dieselben Erfolgsrezepte wie zuvor werden nicht zu 100% greifen.
Es ist wichtig sich dessen klar zu werden und ebenso, dass es in der Regel Kompetenzlücken geben wird. Das Verhalten als Führungskraft muss anders sein als im Job zuvor, dies braucht insbesondere Fähigkeiten in den Bereich Kommunikation, klares Denken und Zukunftsorientierung.
Wir kennen wohl alle Beispiele, in denen ein Top-Spezialist befördert wurde, und das Team kurz danach aufgrund von Führungsdefiziten auseinanderfiel.
Darum ist es wichtig sich genügend Zeit für Reflexion zu nehmen, an sich zu arbeiten und die nötigen Kompetenzen schrittweise zu stärken.
Der erste Test kommt bald. In neuen Rollen kommen innerhalb der ersten Tage meist verschiedene Aufgaben herein, die herausfordernd sind. Das ist relativ einfach erklärt – das Unternehmen möchte sehen, ob die Entscheidung richtig war.
In der ersten Führungsrolle kann der Reflex darauf problematisch sein sich sofort auf diese schwierigen Themen zu stürzen und sie allein schnell zu lösen – man möchte ja liefern!
Das Problem dabei: die Teammitglieder werden dabei vernachlässigt. Diese sind aber meiner Erfahrung nach der entscheidende Faktor dafür, ob man als Führungskraft erfolgreich ist. Speziell in der Startphase macht es Sinn Zeit zu investieren, um alle kennenzulernen, gegenseitige Erwartungen zu klären bzw. erste Projekte und Ziele zu besprechen. Fehlt dies, fehlt Präsenz der Führungskraft – Unzufriedenheit und ein Vakuum entstehen schnell. Dies ist schwer wieder rückgängig zu machen.
Darum: es braucht eine gute Balance zwischen dem Fokus auf das Team und die ersten Tests gut zu meistern – idealerweise bereits mit Hilfe des Teams.
Die neue Rolle ist ungewohnt, Ansprüche hoch und die Ungewissheit vorhanden, wie alle im Team mit der neuen Führungskraft umgehen.
Ein Reflex, den ich selbst gut aus meiner ersten Führungsrolle kenne: im Zweifel selbst machen, Ergebnisse der Teammitglieder genau kontrollieren, wenig Informationen über den Kontext einzelner Aufgaben geben. Die eigene Unsicherheit macht sich in einem sehr engen Führungsstil bemerkbar.
Vertrauen entsteht so nicht.
Führung braucht Mut zur Lücke – das fühlt sich in der ersten Führungsrolle nicht gut an. Es macht sich aber langfristig bezahlt auf die Teammitglieder zu vertrauen, sie eigene Wege zum Ziel finden zu lassen und möglichst viel zu delegieren.
Die ersten Wochen sind wichtig, um Vertrauen zu schaffen – dies gelingt nur durch Vorleben der Führungskraft. Das ist das Fundament, auf dem Großes entstehen kann.
„Man darf keine Schwäche zeigen, muss Selbstvertrauen ausstrahlen und die Führungsrolle gut ausfüllen“.
Glaubenssätze wie diese bestehen bereits lange, wurden in Führungstraining früher auch gerne gefestigt. Bloß – etwas vorspielen funktioniert nicht. Wir Menschen merken einen Schiefstand zwischen Sein und Schein meistens in Sekundenbruchteilen, wir halten dies dann für nicht authentisch.
Darum: es ist in Ordnung in der ersten Führungsrolle noch nicht alles perfekt zu machen. Fragen stellen, andere um ihre Meinungen bitten und bei Bedarf um Hilfe holen sind Punkte, die einer erfolgreichen Karriere nicht im Weg stehen – ich würde sagen, sogar das Gegenteil trifft zu!
Selbstvertrauen zu entwickeln ist wichtig, es nur zu spielen bringt nichts – man hat eine spannende Rolle bekommen, weil eine Organisation an entsprechende Kompetenzen glaubt. Das ist eine ausgezeichnete Basis, die es Schritt für Schritt auszubauen gilt und den eigenen Weg in der Führung zu finden!
Führungskraft zu werden ist keine einfache Aufgabe – auch, da man das erste Mal die „Sandwichposition“ direkt erfährt: die Rolle zwischen oft fordernden Chefs und dem eigenen Team.
Ich empfehle sich speziell für diese Phase der Ein- und Umgewöhnung eine erfahrene Person als Mentor oder einen Coach zu suchen – innerhalb der Organisation oder auch von extern. Es hilft sich über die verschiedenen Herausforderungen auszutauschen, um so Erfahrungen und Verhaltensweisen gut reflektieren zu können.
Ich hatte leider in meiner ersten Führungsrolle keinen Mentor an der Seite, hätte aber durchaus einen gebrauchen können!
Mind your business unterstützt Sie ebenfalls sehr gerne – lesen Sie über Mentoring und Business Coaching.