Schlüsse aus der Krise - wie gehen wir weiter?

Bestandsaufnahme im Sommer 2020

2020 war ein seltsames Jahr - viele Menschen wurden unsanft aus gewohnten Bahnen gestoßen und haben in den letzten Wochen viele, teils neue, Erfahrungen gemacht.

Dieser Text entstand im Sommer der Jahres und beschäftigt sich mit der Frage, welche Schlüsse aus damaliger Sicht gezogen werden können. Wie könnte es weiter gehen?

Er blieb mit Ausnahme dieser Einleitung unverändert - auch um Jahre später noch Einblicke in damalige Gedanken zur Verfügung zu haben.

Reflexionen und Beobachtungen in verschiedenen Bereichen

Wie viele andere auch, habe ich in den letzten Wochen viele Webinare besucht und dabei sehr bewusst hineingehört, wie verschiedene Communities die nähere Zukunft sehen. Was ist die Quintessenz?

 

Die durch Covid19 ausgelöste Krise gab direktes und teilweise brutales Feedback, hielt uns sozusagen einen Spiegel vor die Nase, etwa: 

  • Für Unternehmen - wie schnell und flexibel konnten wir umstellen? Wie anfällig sind wir für rasche Veränderungen des Umfelds? Welche Optionen haben wir für die Zukunft? 
  • Für Teams - wie stabil und verlässlich sind wir? Wie gut konnten wir remote zusammenarbeiten? Wie gut ist unser Netzwerk? 
  • Für Einzelpersonen - Wie resilient bin ich selbst? Wie gehe ich mit Stress und Veränderung um? Wie ändert sich mein Verhalten?
 

In der Diskussion bestätigten viele, dass es erstens auch in einer Organisation (Unternehmen, Team, aber auch Familie) verschiedenste Ausprägungen und Geschwindigkeiten der Anpassung gab. Zweitens kamen all diejenigen bislang wesentlich besser durch, die bereits deutlich vor Corona in Optionen und Bandbreiten investiert hatten und somit flexibler handeln konnten - dies gilt auch im individuellen Bereich. Kritisch war weniger die Frage, wie schnell ich mit Zoom oder Webex umgehen konnte, sondern wie gut, schnell und stabil meine Selbststeuerung funktionierte. Und dies brauchte ebenfalls zeitliche Investitionen in sich selbst bereits vor der Krise.

 

Dieses pro-aktive Element halte ich generell für einen wesentlichen Schlüssel für Erfolg (näheres dazu im Artikel zu Response-ability) - in Abwandlung eines historischen Werbespruchs: man muss rechtzeitig darauf schauen, dass man es hat, wenn man es braucht.

 

 

Schlußfolgerungen und Ansatzpunkte

Während es in der Frage des Ist-Zustandes in den Webinaren relativ breiten Konsens gab, stellten sich die Schlussfolgerungen daraus anders dar. Wie geht es nun weiter?

Zunächst - ich glaube nicht, dass jemand wirklich seriös prognostizieren kann, wie die nähere Zukunft aussehen wird (von der ferneren ganz zu schweigen, siehe auch Buchtipp weiter unten) - auch wenn dies viele momentan tun. 

Welche Thesen gibt es momentan? 

  • Es wird so sein wie vorher 
  • Es wird nichts so sein wie vorher 
  • Die Digitalisierung hat sich nun bewährt, es wird nun viel digitaler werden 
  • Wir müssen jetzt sparen (implizit mit gesagt v.a. dort wo es schnell und leicht geht, z.B. beim Personal oder Dingen wie Trainings, Reisen,…) 
  • Wir müssen jetzt investieren, weil wir die negativen Erfahrungen nicht wiederholen wollen (außerdem wollen wir die überholen, die jetzt sparen)  
  • Wir müssen anders zusammenarbeiten und Strukturen schaffen, die halten 
 

Vermutlich war hier etwas dabei, das deiner Sicht der Dinge nahekommt. Ich halte es auch für absolut unproblematisch, dass wir individuell unterschiedliche Schlüsse ziehen.

 

Wichtiger ist, dass wir uns die richtigen Fragen stellen. Diese sind aus meiner Sicht weniger vom Typ "wie wird die Zukunft sein", sondern etwa: 

  • Was ist wirklich wichtig – für mich als Person oder auch als Organisation 
  • Was möchte ich eigentlich tun 
  • Mit wem und wie möchte ich arbeiten 
  • Worin investiere ich am besten - in Tools, Maschinen, Erholung, Beziehungen,…oder Kompetenzen 
 

Zweifellos wird 2020 als ein herausforderndes Jahr in Erinnerung bleiben und vielleicht als eines, das tatsächlich Umdenken mit sich gebracht hat.

 

Die Chance ist, aus den letzten Wochen wirklich zu lernen, den erhaltenen Spiegel gut zu nutzen. Persönlich glaube ich, dass es Zeit ist zu investieren (v.a. Zeit) und Strukturen, Kompetenzen, Beziehungen und Netzwerke zu schaffen, die krisenfest sind. Es werden weniger tun, als es gerade ankündigen - daher liegt darin auch eine weitere Möglichkeit!

Natürlich gibt es viele finanzielle Sorgen und für viele Unternehmen und Einzelpersonen werden die nächsten Wochen angespannt bleiben, aber: das andere knappe Gut ist die Zeit, die uns zur Verfügung steht. Und die gilt es gut und möglichst proaktiv zu nutzen!