Was macht die Krise mit uns? Effekte am Anfang der Pandemie

Eine erste Bestandsaufnahme und verschiedene Beobachtungen

Dieser Text entstand im April 2020, knapp zwei Monate nach dem Ausbruch der CoV-Pandemie in Europa.

Es war ein passender Zeitpunkt erste Bilanz zu ziehen, was wir in diesem Jahr beobachten konnten. Was als lokales Phänomen in einer fernen chinesischen Provinz begann, die viele nicht kannten, entpuppte sich als als einschneidendes Phänomen, das die Grundlagen unserer eingespielten Routinen kräftig durcheinander wirbelte.

 Was konnten wir am Anfang der Covid-19-Krise beobachten - an uns, an anderen? Was hat die Krise mit uns gemacht? Welche Schlüsse ziehen wir daraus?


Automatische Handlungsmuster als Reaktion

Am 12. März traf ich mich mit einem ehemaligen Arbeitskollegen, der sich gerade beruflich veränderte. Obwohl bereits mit Desinfektionsmitteln ausgestattet, haben wir uns entspannt über Job, die vielen Freizeitmöglichkeiten in Wien und über mögliche gemeinsame Projekte unterhalten.

 

Am nächsten Tag war alles anders, dann im Zeitraffer: Einschränkungen, Bilder aus der Lombardei, Panik, Hamsterkäufe, leerer Terminkalender, Corona-Dauerberichterstattung, Homeoffice, Mundschutz, Webinare, Unsicherheit, Frage nach dem "was kommt jetzt?". Die Krise hat etwas bewirkt, aber was?

 

Anfangs konnten wir alle persönlich und unmittelbar sehen, wie wir in einer rasch veränderten Umgebung handeln - unsere Routinen, unsere Pläne, unser Sozialleben waren plötzlich anders. Unser Gehirn reagiert in solch einer Stressphase damit, auf alte Muster zurückzugreifen - generelle und individuelle. Emotionen übernehmen ungefiltert das Kommando (mehr dazu im Bereich Hintergründe für Biases). 

 

Ein Beispiel ist der Modus "Kampf / Flucht / Totstellen" - bezogen auf Covid19:  

  • Aktionismus, etwas tun, Hamsterkäufe um Sicherheit zu schaffen (Kampf, aber warum gerade Klopapier?) 
  • Zuhause bleiben, möglichst nicht nach draußen gehen (Flucht) 
  • Problem negieren, klein reden ("nur eine Grippe"), ignorieren (Totstellen)

 

Wir haben wohl alle individuell anders reagiert, jedoch stärker Muster-gesteuert als im Normalmodus - unser "System 2" hatte teilweise schlechte Karten. So gesehen ein guter Zeitpunkt eigene Biases in Aktion zu sehen, das Wissen darüber vorausgesetzt.

 

 

Was können wir daraus mitnehmen?

Einen Schritt zurück zu machen und eigene Handlungen in den letzten Wochen zu reflektieren, ist ein wertvoller erster Schritt. Das ungefilterte Zutage treten verschiedener Emotionen und Muster hilft, sich besser zu verstehen - idealerweise im reinen Beobachtungsmodus und ohne Be- und Verurteilung eigener (Re)Aktionen. 

 

Dies ermöglicht den zweiten Schritt, das Schaffen von mehr Handlungsoptionen in der Zukunft. Wir haben die Wahl auf jeden externen Reiz bewusst zu reagieren und nicht automatisch. Die Voraussetzung dazu ist die eigenen Muster (und Biases) besser zu kennen und verstehen sowie rechtzeitig (daher: nicht im Krisenmodus) mehr Perspektiven zu entwickeln (mehr dazu im Artikel "Response-ability"). 

 

Klingt schwierig? Ist es wohl auch. 

 

Andererseits die große Chance in der nächsten Krise bzw. Stress-Situation mehr und andere Handlungsmöglichkeiten im Programm zu haben - und das ist jedenfalls ein großer Vorteil!

Wie kann ich eigene Handlungsmuster erkennen?

Anlässe wie die Pandemie, aber auch andere Ereignisse außerhalb der eigenen Komfortzone sind gut dafür geeignet sich eigener Muster klarer zu werden.

Wir haben alle ein gewisses Selbstbild, das wir intuitiv schützen - mit dem Effekt manchmal von uns selbst überrascht zu sein.

Reflexion ist eine einzigartige menschliche Möglichkeit - treten Sie bewusst regelmäßig mental einen Schritt zurück und versuchen sich besser kennenzulernen. 

Workshops und Webinare zu neuen Themen sind ebenso wie Raum und Zeit für sich selbst im Rahmen eines Coachings weitere gut Möglichkeiten weitere Perspektiven zu entwickeln.